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Der Lange Weg des Estharion

(Ronny: Januar 2015)


- Eine Mini-Skirmish-Kampagne –



Es war einmal…


…vor vielen, vielen Jahren. In Zeiten in denen die Regeln der 7. Edition Warhammer galten und die Dunkelelfen noch ihr altes Armeebuch der 6. Edition besaßen, fochten Daniels Dunkelelfen in den Chaoswüsten gegen eine marodierende Tiermenschenhorde.

Die Elfen wurden vernichtend geschlagen. Der General fiel mitsamt seines Drachen. Nur Estharion, ein adliger Held, den sich Daniel selbst entworfen hatte, floh vom Schlachtfeld – ein Riesen dicht hinter ihm. Daniel schwor Rache, doch in den ganzen Jahren fand Estharion nie wieder zurück ins Spiel.


(Link zum Spielbericht)


Dies wurde schließlich im Juni 2013 zum Anlass genommen, diese Mini-Kampagne ins Leben zu rufen. In 5 Missionen sollte Estharion als Flüchtling wieder die Gestade Naggaroths erreichen. Dazu entwickelte ich ein Skirmish-Regelsystem basierend auf den Grundregeln der 7. Edition Warhammer. Estahrion wird im Laufe der Kampagne verstreute Dunkelelfen finden und aufnehmen. Je erfolgreicher er ist, desto bessere Krieger werden sich um ihn scharen.


Als Kampagnenleiter war ich für den Prolog und den Epilog zuständig. Daniel hingegen, verfasste zu jeder Mission einen kleinen erzählerischen Spielbericht. Am Ende der Kampagne steht Daniel Estharion als besonderes Charaktermodell des Dunkelelfen zur Verfügung. Zusätzlich wird es einen alternativen Estharion geben. Dieses Profil soll ihn in der Zeit seiner Agonie darstellen und ist von jedem Warhammer-Spieler einsetzbar.



Das Regelwerk:


- Modelle werden nicht als Einheiten, sondern Modellweise ausgewählt

- eine einmal gemachte Auswahl bleibt bis Ende der Kampagne bestehen (es kommen nur weitere Modelle zur Liste hinzu)

- Champions sind zu Beginn noch nicht frei geschaltet, ansonsten darf das Modell wie gewohnt aus seinem Eintrag ausgerüstet werden (z. Bsp. + Schild, + 2. Handwaffe

- jedes Modell zählt als eigene Einheit und agiert selbst

- Infanterie besitzt keine Flanke/Rücken und folgt Plänklerregeln, 360° Sicht

- Kavallerie besitzt Flanke/Rücken, Sichtbereich normal 90°

- Paniktests bereits bei 1 toten Modell in 6“ Umkreis

- zum Nahkampfergebnis zählt nur der reelle Schaden und +1, wenn eine Seite höhere Einheitengesamtstärke besitzt

- grundsätzlich erhält Estharion den ersten Spielzug, die Dunkelelfen stellen sich komplett nach dem Gegner auf.

- Estharion beginnt die Kampagne in vorgegebener Weise; es handelt sich um einen rein rechnerischen Charakter zwischen Adligem und Hochgeborenen. Von den Werten des Adligen wurden einige Profilwerte aufgrund seiner 5jährigen Agonie herabgesetzt


(KG: 5, BF: 5, MW: 8, A: 2, I: 6).


Mit einer gewissen Grundausstattung (schwere Rüstung, Schild, Repetier-Handarmbrust, Seedrachenumhang, Schutztalisman) kostete Estharion damit 113 Punkte. Estharion hat in der Kampagne die Möglichkeit sich zu steigern und die Profilwerte zu verbessern. Im günstigsten Fall erreicht er die Werte eines Hochgeborenen.


Nach jeder Schlacht erhält Estharion Boni. Bessere wenn er gewinnt, schlechtere, wenn er verliert. Hierzu zählt das Steigern seiner Werte, im Folgenden auch als „Auswahl“ benannt. Jede Auswahl darf nur einmal gewählt werden. Im Falle eines Sieges steigert sich die Auswahl zweifach, bei einer Niederlage nur einfach. Für jeden Profilpunkt mehr, den Estharion dadurch erhält, erhöht sich sein Gesamtwert um 7 Punkte. Estharion darf/muss aus folgenden Möglichkeiten wählen:

- Kampfgeschick

- Ball. Fertigkeit

- Moralwert

- Initiative

- Attacken

- 20 Armeepunkte

(eine Auswahl wird unverändert bleiben, dies ist der Agonie-Tribut)



Die Einleitung:


Der Anfang aller Agonie …


Das Blöken der gaffenden Tiere ließ Estharion wütend werden. Kurz überlegte er seine Riesenechse wenden und diesen Missgeburten Elfenstahl schmecken zu lassen. Doch der Adlige würgte seinen Hass hinunter. Die Zeit der Rache würde noch kommen. Als Estharion eine Anhöhe in dem felsigen Ödland erreicht hatte, riskierte er einen Blick zurück auf das nun weit entfernte Schlachtfeld. Die Aaskrähen sammelten sich darüber und stritten mit einem Schwarm Harpyien um die besten Fetzen toten Fleisches.

Estharion entfuhr ein Wutschrei. Die Tiermenschen waren ihm trotz ihrer knotigen und unförmigen Hufe gefolgt. Nun standen sie auf den Felsen in einiger Entfernung und bleckten ihre Zähne. Den tropfenden Geifer aus ihren Mäulern konnte Estharion selbst aus dieser Distanz erkennen. Und sie warteten…

Estharion setzte seine Flucht fort, doch wohin auch immer er seine Riesenechse führte, auf den umliegenden Felsen und Anhöhen sammelten sich die Herden der Chaoswesen. Und so führte sein Weg hinein in die Klamm des Yorgohroth. Ehe sich Estharion versah, rückten die steilen Felswände immer näher an ihn heran - die Klippen mit blökenden Ziegenmenschen gespickt. Und in die Klamm selbst rückte langsam eine Herde Minotauren nach, die ihre Blutgier kaum zügeln konnte.

Die Tiere warteten … doch auf was. Estharion bezweifelte, dass diese Wilden überhaupt Intelligenz besaßen und erst recht sagte er ihnen die Fähigkeit eine Hinterlist zu ersinnen ab. Und doch hatte er schon bald das Ende der Klamm erreicht und er saß in der Falle. Eine große Höhle klaffte im Stein, der Boden davor war mit geborstenen Knochen übersäht. Keine menschengroße Gebeine, sondern Knochen von Mammuten, Riesen und anderen Schrecknissen der Chaoswüsten. In die Enge getrieben, stieg langsam Panik in dem Dunkelelfen auf.

Die Tiermenschen stimmten ein ohrenbetäubendes Gebrüll an und ließen ihre Speere und Hufe auf den Felsen schlagen. Ihre Antwort bestand aus tiefkehligen Knurren und schleifenden Schritten aus der Höhle. Aus dem Dunkel schälten sich drei ogergroße Troglodyten. Ihr blutunterlaufenes Auge gierte nach frischem Elfenfleisch. Aus offenen Wunden sickerte Blut und Eiter und ein Übel erregender Verwesungsgestank begleitete sie.

Das Gebrüll der Tiermenschen und der Blutgeruch waren zuviel für Estharions Riesenechse. Mit einem Brüllen stürzte sie sich auf den ersten Troglodyten und verbiss sich in seinem Kopf. Mit ruckartigen Bewegungen versuchte die Echse ihren Gegner zu zerfetzen, während sich fleischige Hände um ihren Hals legten.

Estharion wurde, von der plötzlichen Bewegung seines Reittiers überrascht, abgeworfen und landete mitten in verrottendem Fleisch und Knochen, die unter seinem Gewicht zerbarsten. Die Troglodyten beachteten ihn nicht und versuchten seine Echse niederzuringen. Panik übermannte den Dunkelelfen und er wandte sich zur Flucht in die einzig mögliche Richtung: hinein in die Höhle…


Estharion erwachte. Langsam öffnete er seine brennenden Augen. Dunkelheit umfing ihn, wie jeden Tag, oder war schon wieder ein Mondumlauf vergangen? Estharion wusste es nicht mehr. Er wusste nur, dass er seit der Ewigkeit in der Finsternis umherirrte…

An das Leben vor der Finsternis erinnerte er sich nur noch wage. Er hatte alles vergessen, was vor der Zeit des großen Hungers war. Das erste Erwachen, die erste bewusste Erinnerung war ein großer Schrecken gewesen: Estharion hatte seine Zähne in sehniges Fleisch geschlagen und seinen Hunger gestillt. Dickes Blut war seine Kehle hinuntergeflossen und sein Magen hatte rebelliert. Das Ding, das er roh gefressen hatte, spie er in schrecklichen Krämpfen aus. Und doch, als der Hunger zurückkam, hatte er seine Zähne erneut in das Fleisch der namenlosen Kreatur gegraben.

Mittlerweile vertrug Estharions Magen selbst harte Sehnen und Knorpel. Er war ein geschickter Jäger in der Dunkelheit geworden. Mit bloßen Händen erwürgte er seine Opfer und weidete sie mit Steinen und Zähnen aus.

Estharion riss einen Brocken Fleisch aus seinem jüngsten Opfer und kaute genüsslich. Estharion … war das sein Name gewesen? Wie viel Zeit mag vergangen sein? Musste er nun die Buße für vergangene Taten erleiden? War dies Khaines Gefängnis?

Estharion warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, während er wieder ein Stück mehr dem Wahnsinn verfiel. Als er erneut die Augen öffnete, erspähte er einen kleinen Punkt im ewigen Dunkel. Ein heller Fleck mitten in der Ewigkeit…

Estharion ergriff den Sack neben sich – sein einziger Anhaltspunkt für die Zeit vor seiner Agonie – und schleppte sich zu dem kleinen Lichtpunkt.

Ein frischer Luftzug strömte aus dem winzigen Loch und brachte Gerüche mit sich, die Estharions Lebensgeister belebten. Sein Finger bohrte sich in das Loch und kratzte einen Kiesel heraus. Dort war noch ein lockeres Steinchen, noch eins, und noch eins… Mit der Hand ergriff der Elf einen Brocken Fels und schleuderte ihn zu Boden. Mit nie gekanntem Eifer grub Estharion nun mit beiden Händen in der Felswand und vergrößerte das Loch zusehends. Immer größere Steine fielen herab und gaben nach und nach eine Öffnung frei, gerade groß genug für ein Kind.

Estharion, mittlerweile völlig abgemagert, zwängte sich durch das Loch, steckte fest, stemmte sich mit allem Hass der ihm geblieben war gegen das Gestein und kam frei. Schmerzen ließen den Elf krümmen. Die Sonne brannte in seinen Augen und Blut floss aus dutzenden Schrammen.

Als sich Estharions Augen nach einer Ewigkeit an das ungewohnte Licht gewöhnt hatten, ließ er erneut sein kehliges Lachen erklingen. Estharion - Jaaa, das war sein Name und er war zurückgekehrt. Was er nicht wusste war, dass seine Agonie über 5 Jahre andauerte…


Instinktiv führte Estharions einsame Reise gen Süden – zur Küste. Und nach einigen Wochen des Umherstreifens, erspähte er ein Lager der Tiermenschen. Ihr Blöken erfüllte ihn mit Hass. Doch zu seiner Freude erkannte er mitten in ihrem Lager einen Käfig mit einer handvoll abgemagerter Dunkelelfenkrieger. Estharion leckte sich über die Lippen und grinste wie Khaine selbst. Zum ersten Mal öffnete er seinen SKapitel 1: Die Gefangenen




Kapitel 1: Die Gefangenen


Kapitel 2: Das Lager


Kapitel 3: Die Brücke


Kapitel 4: Ein alter Freund


Kapitel 5: Das Schiff




Epilog


Estharion blickte zufrieden auf das Deck und zum Landungssteg. Die Feier erreichte langsam ihren Höhepunkt. Im Bauch des Korsarenschiffes hatten die Druchii, die ihm so lang gefolgt waren, einige Fässer mit Wein entdeckt und frönten dem roten Nass. Ihre Kehlen waren durstig und ihre Seelen schon zu lange den Entbehrungen der Chaoswüste ausgeliefert gewesen. Estharion ließ sie in seiner Gnade gewähren. Eigentlich gehörte nun alles auf dem Schiff ihm, und etwas davon ungefragt zu nehmen galt in Naggaroth als sicheres Todesurteil. Estharion beteiligte sich nicht. Er sinnierte lieber im Stillen mit sich und den seinen.

„Vielleicht sollte ich ein oder zwei von ihnen schächten. Furcht bindet sie besser an mich, wenn wir unsere Heimat wieder sehen!“

„Warte doch ab … sie werden sich noch gegenseitig an die Gurgel gehen. Das wäre amüsant. Oder an die Wäsche. Das wäre erheiternd. Oder beides. Das wäre wahrlich ein Schmaus!“

Ein wölfisches Grinsen breitete sich in Estharion Antlitz aus. Welch Vorfreude, welch Erregung. Estharion machte sich in keinster Weise Mühe die nun deutlich sichtbare Erregung zu verbergen. In diesem Moment trieb einer seiner Druchii ein paar menschliche Sklavinnen an Deck. Wohl etwas Vieh aus dem Frachtraum.

Estharion zog eine angeekelte Fratze.

„Das war es wohl mit unserem Freudentanz!“ Für menschliche Verhältnisse waren ein paar der Frauen recht ansehnlich. Wer weiss, wie sie nach dieser Nacht aussehen würden.

Plötzlich nicht mehr in Stimmung zu feiern, beschloss Estharion durch sein neues Schiff zu wandern. Vielleicht bot die restliche Fracht noch eine Überraschung. So führte Estharions Weg zunächst wie von selbst in die Frachträume. Die Khainiten waren sehr erfolgreich gewesen: Kisten voller Gold und Edelsteine und sogar eine mit zwergischem Mithril, Pelze unbekannter Tiere aus Lustria, Drachenschuppen, Ballen mit hochelfischen Stoffen, Waffen aus dem fernen Cathay und Gewürze aus Nippon. Estharions Laune stieg enorm.

„Was freust du dich so?“

„Im Gegensatz zu dir, hatte ich ein Vorleben vor uns. Oder glaubst du ich gehe freiwillig in die Ödnis der Chaoswüste!? Pah, ich muss immer noch Schulden bezahlen. Ich bezweifle, dass ihr so stark seid es mit Malekith persönlich aufzunehmen. Ganz so hoch…“

„Lass es uns probieren. Hahahahaaaaaa!“

„Lass mich ausdenken, Bastarrd!“

„Na, na, na … wir werden doch nicht unseren schönen Stunden der Zwei- oh verzeih mir, der Vielsamkeit vergessen!“

„Nein das habe ich nicht. Ich bin aber ein Dunkelelf“

„Ohhhhh…“

„Ich glaube wir sollte noch einmal klären, wessen Gesicht hier herumläuft!“

„Denk an den Pakt – ich darf genauso wie er und …!“

„… nur wenn ich es euch erlaube. Versteht das endlich. Denkt an die Hydra und an meine Echse. Beim ersten Mal hast du noch geholfen, aber ich denke ich habe den Dreh wieder heraus. Du willst doch nicht etwa, dass ich meine Fähigkeiten an mir vollführe!?“

-Schweigen-


Estharion fand sich im Pferch des Schiffes wieder, wo das Vieh vegetieren musste. Flüchtig las er im Vorbeigehen die Bestellungen aus Naggaroth, die auf Pergamentstreifen an die Käfige gebunden waren. Ängstlich kauerte sich der Käfiginhalt in die hintersten Ecken. „20 Menschenmänner aus dem Imperium/Ackerarbeiter“, „30 Nordbarbaren für die Arena“, „25 menschliche Sklavinnen/Dienerinnen“, „5 Spitzohren/Sänger“, „200 Bauern/Blutopfer“, „1 Zwerg/persönlicher Auftrag des Hochgeborenen Drakonaeth“. Irg, nackt waren diese Bartknäuel noch hässlicher…

Nichts Besonderes, schade. Estharions Kehle dürstete nun doch nach etwas Wein. Jedoch wollte er seine Kehle nicht mit dem Fusel aus den Fässern benetzen, die dem einfachen Pöbel zur Erheiterung diente. Da kam ihm die Kajüte des Kapitäns in den Sinn. Seine neue Residenz. Bei diesem Gedanken musste der Elf düster und laut lachen. Das Vieh zuckte zusammen, glaubte es doch seine Stunden sei gekommen. Und dabei dachte Estharion lediglich an den edlen Privattropfen seines Vorgängers. Jaaa, nach so langer Zeit etwas anderes Rotes als Blut.


Erheitert trat Estharion in die Kapitänskajüte ein… Und er stockte sofort nach einem Schritt. Gebannt starrte er auf den Käfig in der Mitte des Raumes. Hochnäsig und noch voller Stolz saß dort eine Elfe. Mit angriffsbereiten Augen ließ sie zu, dass Estharion ihren nackten und perfekten Körper abtastete. Unverholen glotzte er ihr auf die kleinen, festen Brüste, auf die das lange blonde Haar fiel, und ewig lang auf ihre Scham.

„Das dürfte interessant werden…!“ Ohne in den Frachtbrief zu schauen, wusste Estharion, dass vor ihm eine Hochelfenprinzessin lag.

Er schloss langsam die Tür.


Am nächste Morgen…

Die Tür zum Deck flog auf. Durch den Krach aufgeweckt, schauten einige Druchii müde und elanlos auf. Doch sobald sie ihren Anführer sahen, stockte ihnen der Atem und für einen Moment setzte ihnen der Herzschlag aus.

Nackt und blutbesudelt schritt Estharion langsam über das Schiff. Den Wahn im Blick. Das rote eingetrocknete Sekret verklebte seine langen schwarzen Haare und war vor allem im Bereich seines Mundes, Kehle und Geschlechtsteil verkrustet.

„Du da!“

Mit herrischer Geste zeigte er auf einen kauernden Druchii. „Jemand muss den Dreck unten weg machen!“

Ohne wirklich zu wissen was gemeint war, stürzte der Dunkelelfenkrieger davon.


An diesem Tag suchte niemand Estharions Nähe. Stumm und in Gedanken versunken stand er am Bug und stierte aufs Meer hinaus. Dunkel kehrten seine Erinnerungen zurück.

Oh, wie hatte er sich mit der Elfin vergnügt. Das Spiel begann mit der Willensbrechung dieses widerspenstigen Weibes. Doch Estharion war nicht umsonst ein begnadeter Bestienmeister. Es hätte jedoch alles vergnüglicher sein können, wenn er allein gewesen wäre. Stets diese Verspottungen über Größe und Rumgekuschel in seinem Kopf. Stets der Drang und der Wunsch hervorbrechen und die Kontrolle übernehmen zu dürfen. Und schließlich hatte Estharion dem Drängen stattgegeben. Doch sein Geist wurde dieses Mal nicht zum Partner, nein, er wurde durchgereicht in das letzte und dunkelste Verlies seines Seins. Und andere hatten die Macht über seinen Körper übernommen und wollten nicht wieder tauschen. Estharion hatte an den Pakt erinnert. Doch als Antwort bekam er nur das bizarre, hochtönige Lachen, welches immer noch in seinem Kopf nachklang. Doch Estharion war nicht so weit gekommen, um nun in sich selbst zu scheitern. Sein Hass war noch immer stark, es war das Stärkste was er je besessen hatte. Und er hatte gekämpft mit diesem flammenden Schwert wie er noch nie zuvor gekämpft hatte. Sein „Bruder“ schwieg nun und seine „Schwester“ wimmerte leise. Er hatte das Wesen, das diese beiden in sich vereinte in eben jenem Verlies gebannt mit einer Kette aus Hass um den Hals. Lang genug, um seinen Verbündeten frei zu lassen, kurz genug um sein Schoßhündchen wieder danach bannen zu können.


Nach Estharions Sieg hatte er wieder die Kontrolle über seinen Körper und Geist gewonnen. Und so war er erwacht in einer Szenerie der Ausschweifung, Extase und der Folter. Er bearbeitete gerade den zerschundene (leblosen?) Körper der Prinzessin mit einem … Nein, diesen Gedanken wollte er nicht noch einmal durchleben und versuchte ihn aus seinem Gedächtnis zu bannen. Ohne Erfolg.


In Gedanken besuchte er seinen Gast im Kerker.

„Soetwas wird es nie wieder ohne meine Zustimmung geben. Wenn will ich dabei sein!“

„So war unser Pakt nicht vereinb…!“

„Nenne nie wieder diesen Pakt!“ fuhr Estharion dazwischen „oder ich stutzte dich weiter zusammen! Und diesmal fange ich an den Füßen an.“

Der Dämon warf sich gegen seine imaginären Fesseln. An Deck krümmte sich die Gestalt Estharions vor Schmerz und Pein. Nicht nur einer seiner Gefährten dachte dabei an das Schwert, um es gegen seinen besessenen Kapitän zu erheben. Doch alle lähmte die Furcht.

Im Geiste kämpfte Estharion gegen den Dämon: „Ich kenne deinen Namen, N'oira-Thse! Du gehörst nun mir!“ Mit einem Schrei warf er den Dämonen nieder und bannte ihn in sein Verlies. Estharion musste vorsichtig sein, wenn er Zwiesprache mit seinem Weggefährten halten wollte. Sein Gast würde jede Gelegenheit nutzen, ihn zu hintergehen.

Den Kopf in Richtung Chaoswüste geregt, schrie Estharion seine Wut heraus und verlangte Wiedergutmachung. „Du hast mich zu deinem Sklaven machen wollen – du hast verloren und ich verlange den Preis meines Sieges! – JETZT!“. Estharion sprühte vor Wut über. Er musste sich irgendwie abreagieren. „Schafft diesen Zwerg herauf und nagelt ihn an die Galeonsfigur…!“

Seine Befehle wurden nicht in Frage gestellt.


Stille senkte sich über das Land. Niemand rührte sich. Eine Ewigkeit später schälten sich schlanke, hochgewachsene Gestalten aus den dunklen Wäldern. Lasziv schritten sie über das Feld und näherten sich dem Schiff. Die Druchii mussten ihre Augen vor der Sonne abschirmen, oder waren es diese … Frauen???, von denen der Glanz ausging. Diese Weiber? sammelten sich vor Estharion. Große mandelförmige Augen, trotz Windstille wehendes langes Haar, elfische, nur von kleinsten barocken Rüstungs- und Lederteilen verzierte Körper, die nichts wichtiges verhüllten, zogen alle Druchii in den Bann. Die größte und verführerischste der Frauen trat vor Estharion und verbeugte sich unmerklich. „Mein Meister schickt uns, um Euch zu dienen! Nennt uns Eure Befehle!“

Estharion lächelte zufrieden, besann sich aber daran, dass sein Überleben in Naggaroth nur mit einer loyalen Truppe zu sichern war.

„Sorgt euch um meine Männer. Sie stehen kurz vor der Meuterei. Zeigt ihnen was es heißt die Konkubinen eures Meisters zu sein. Ich wünsche, dass die Krieger in meiner Gunst stehen wollen. Und ich wünsche diese Nacht kein weiteres Blutvergießen!“


Die Dämonetten wandten sich ab und eilten auf die Druchii-Krieger zu. Sie schlangen ihre langen Arme um ihre Hälse, pressten ihnen die Münder auf und führten die Elfenhände zu gewissen Stellen. Nach nur kurzem Widerstand gaben sich die Druchii der Verführung hin. Lediglich die Kurtisane verblieb bei Estharion und erwartete seine Führung.


In dieser Nacht hielt niemand Wache…


Am nächsten Morgen machten sich die Druchii unter den Flüchen und Schmerzenschreie eines Zwerges auf den langen Weg in die Heimat. Tagsüber knechtete Estharion die Mannschaft zur Höchstleistung. Und wer zu seiner Zufriedenheit gearbeitet hatte, durfte an den allabendlichen Festen in Estharions Gemächern teilnehmen. Jeder wollte dies mehr und mehr und sich der Extase hingeben. Als sie Naggaroth erreichten, hatte Estharion die loyalsten Anhänger erschaffen, die ihresgleichen unter den Dunkelelfen suchten.

Estharions Rückkehr verbreitete sich wie ein Lauffeuer und trieb bald die alten Rivalen auf das Schlachtfeld der Intrige. Doch Estharion war gewappnet. Er war nicht als armer Elf in seiner Heimat erschienen. Die Gläubiger seiner Familie löste er mit den Schätzen aus dem Schiff aus und die Neider lud er zu seinen Festen ein. Estharion machte es sich zur Gewohnheit jeden Abend ein Fest zu feiern und nur eine erlesene Auswahl an Gästen zu zulassen. Wie bei seiner Mannschaft buhlten bald schon die ersten Adligen um seine Gunst den Orgien beiwohnen zu dürfen. Sie intrigierten gegeneinander und bespitzelten für Estharion. So hoben sie ihn weiter empor und Estharion wurde schon bald mit den Hochgeborenen gleichgestellt. Natürlich war er nicht so dumm sich hochgeboren zu nennen. Nein, stattdessen lud er auserlesene Hochgeborene in seinen Turm ein, um dort etwas zu verweilen.

Nur die Pristerinnen und Akolythen des Khaine mieden ihn und er sie. Unausgesprochener Hass lag in der Luft. Kein Umstehender konnte ahnen warum. Und so verstanden es die Anhänger Estharions auch nicht, wenn hin und wieder ein Assassine aus dem Tempel des Khaine auf ihren Erlöser losgelassen wurde. Ihre Körper fand man dann stets wie durch Scheren aufgeschlitzt auf den Stufen der Khaine-Tempel.

Estharion überließ es seiner persönlichen Kurtisane sich um derartigen Abschaum zu kümmern. Denn nur er wusste, zu welchen Klauen die zierlichen Hände mutieren konnten…


Estharions 1. Inkarnation


Estharions 2. Inkarnation

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